Kaum an der Bar angekommen, war er auch schon auf einen der Hocker gerutscht und seine Aufmerksamkeit vollkommen auf das Bier vor sich gelenkt. Er sah davon ab, noch einmal zu Bau und dessen Begleitung zu schauen, konnte sich aber dennoch nicht dagegen wehren, dass zumindest seine Gedanken zu seinem Therapeuten wanderten. Ehemaliger Therapeut, denn seit Gestern war er nicht länger Patient bei Bau und auch, wenn er es war, der dies gewollt hatte, konnte er sich noch immer nicht gänzlich an diesen Gedanken gewöhnen. Dies war zumindest im Moment auch nicht sein Ziel, wollte sich damit nicht weiter befassen und dachte stattdessen an das Gespräch zurück, welches er vor wenigen Minuten mit Bau geführt hatte. Ging noch einmal durch, was dieser zu ihm gesagt hatte und dachte auch noch einmal daran, dass er ihm gesagt hatte, dass er zurück an die Bar gehen sollte, damit sie sich getrennt voneinander einen schönen Abend machen konnten. Und egal wie sehr er die Worte auch analysierte, musste der Franzose zugeben, dass es in dieser Aussage nichts gab, was man falsch verstehen konnte. Er hatte es richtig verstanden und er wusste, dass es ihm egal sein sollte, wusste schon immer, dass er für Bau im Grunde ein Fremder war und natürlich war es klar, dass man nicht unbedingt mit seinen ehemaligen Patienten seine Zeit verbringen wollte. Natürlich verstand ein Teil von Ale diesen Umstand, wollte es akzeptieren und doch fragte er sich, warum es dann so unglaublich weh tat? Wie konnte es sein, dass der Andere es schaffte, ihn mit solchen einfachen Worten zu verletzen? Wie hatte er sich nur so angreifbar machen können? Gedanken, aus denen der Barkeeper ihn schließlich riss, als sich dieser erkundigte, dass das Gespräch wohl nicht gut verlaufen war und Aleron lediglich den Kopf schüttelte. Nicht gut gelaufen, war dabei noch nett ausgedrückt. “Nein. Der Langweiler hat sich schon entschieden, hatte keine Chance.”, ging er auf die Worte des Anderen ein, versuchte sich dabei an einem lockeren Grinsen, um sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihn ziemlich vor den Kopf gestoßen hatte. “Sein Pech, aber ich denke, dass ich gleich verschwinden werde. Ist wohl doch kein guter Abend für mich um in einer Bar zu sitzen.”, und damit setzte er bereits die Flasche an, begann diese mit kräftigen Schlücke zu leeren und bemerkte dabei nur am Rande, wie sich jemand neben ihm an die Bar lehnte, während er zunächst nicht sehen konnte, dass es sich dabei um Bau hielt. Mit ihm hatte er auch am wenigsten gerechnet.
Entsprechend überrascht glitt sein Blick zu dem Älteren, kam allerdings nicht dazu, irgendwas zu sagen, denn da hatte Bau bereits das Wort ergriffen und bei seinen Worten, da schnaubte Ale leise. “Kein Grund zu lügen. Du hast gesagt, dass ich zurück an die Bar gehen soll, damit wir uns beide einen schönen Abend getrennt voneinander machen können. Das ist ein nett klingendes ‘Du störst’.”, ging er auf die Worte ein, versuchte dabei so entspannt wie möglich zu wirken und sich gar nicht erst anmerken zu lassen, dass der Andere es tatsächlich geschafft hatte, ihn zu verletzen. Diese Genugtuung würde er den Älteren nicht geben. Niemals. “Und dieser Bitte bin ich nachgekommen, also kein Grund für irgendwas.”, vor allem nicht, weil er im Moment auch einfach nicht mit Bau sprechen wollte. Nicht, nachdem er ihn so hatte abblitzen lassen. Und doch ging der Ältere nicht, sondern sprach ihn auf die Frage an, die Ale zwar angefangen hatte zu stellen, aber nicht zu Ende bringen können. “Warum willst du das wissen? Was soll das bringen?”, wusste Bau etwa, wie sehr es ihn getroffen hatte und wollte nun noch einmal nachtreten? Gedanken, die wie ein Stich ins Herz waren und ihn gleichzeitig auch wütend machten. Und dabei wollte er nicht wütend werden. Nicht jetzt, nicht hier, nicht heute. “Also gut: Warum willst du meine Gesellschaft nicht? Ich habe dir nie etwas getan. Nicht einmal gestern, als du der Grund für meine Wut warst. Und trotzdem blockst du mich ständig ab, gibst mir das Gefühl, dass ich es nicht Wert bin, in deiner Nähe sein zu dürfen und als wäre ich die Person, mit der man einfach nicht gesehen werden will. Und ich verstehe das nicht. Was ist dein Problem mit mir?”, verlangte er nun zu wissen, noch ehe er die Worte hatte zurückhalten können und obwohl er versucht hatte, so zu wirken, als wäre es ihm im Grunde egal und würde ihn nicht wirklich beschäftigen, schaffte er dies nicht. Und zeigte damit mehr von sich und seinem Innern als er gewollt hatte. “Ist dir vielleicht schon aufgefallen, aber ich komme nicht gut mit Zurückweisung zurecht. Besonders dann nicht, wenn es dafür keinen Grund gibt.”, fügte er noch leise an und bemerkte erst jetzt die Blicke, die ihm die Leute in der unmittelbaren Nähe zu warfen und die das Gespräch unweigerlich mit gehört hatten. Sofort senkte er den Blick für einen Moment, bevor er sich auch schon deutlich gestresst durchs Gesicht fuhr. “Scheiße…ich sollte gehen.”, und damit griff er bereits nach seiner Lederjacke, damit er sich diese über ziehen konnte.