Aleron hatte nicht wirklich erwartet, dass der Therapeut noch weiter ausführen würde, was er sich vorgestellt hatte. Und doch tat Bau genau das, schaffte es ihn damit, ihn noch mehr sprachlos zu machen und sein Kopfkino anzukurbeln. Sofort stellte er sich vor, wie der Therapeut ihm die Lederjacke von den Schultern streifte, es aber nicht dabei belassen würde, sondern auch Oberteil und Hose folgen würden, sodass er halbnackt vor dem Älteren stehen würde. Eine Vorstellung, die das Blut in südlichere Richtung wandern ließ, während er den Baudelaire am Liebsten gepackt und direkt hier am Tresen flach gelegt hätte. Nur seiner extremen Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass nichts dergleichen geschah und er den Älteren einfach nur ansah, während seine Gedanken längst nicht mehr jugendfrei waren. “Sei lieber dankbar für meine Selbstbeherrschung.”, raunte er dem Mann nun zu und Ale war sich sicher, dass Bau schon verstehen würde in welchem Zusammenhang der Tätowierte dies meinte. Wie schaffte es auch nur ein so langweilig wirkender Mann ihn derart aus der Bahn zu werfen?
“Ruhigere Umgebung?”, langsam wiederholte er die Worte und wenn Ale einmal ganz ehrlich zu sich selbst war, dann war es ihm im Grunde vollkommen egal wie die Umgebung war. Im Moment hätte er es Bau auch an einer Autobahn besorgt, wenn der darum gebeten hätte. Dennoch nickte er. “Lässt sich sicherlich einrichten.”, ließ er den Mann wissen, doch bevor er es einrichten konnte, kam ein Thema auf, was ihre bisherige Unterhaltung ziemlich crashte und Aleron dazu brachte sich in ein Gedankenspiel zu steigern, das ihn ziemlich wütend machte und definitiv das Potenzial bewies, damit der Jüngere aus der Haut fuhr. Bevor es dazu allerdings kommen konnte, trat Thibault bereits näher an ihn heran und legte seine Hände sanft an seine Wangen, sodass Ale nicht anders konnte als die Aufmerksamkeit auf den Therapeuten zu legen. Im Blickkontakt gefangen, lauschte er, was er sagte, bevor er langsam nickte und natürlich war er kein absoluter Idiot. Er wusste, dass alles in Ordnung war, da sie diese Grenze nie überschritten hatte und er litt auch nicht unter komplettem Realitätsverlust, dennoch konnte er nicht leugnen, dass ihm allein die Vorstellung daran, dass ihm jemand Bau wegnehmen könnte, absolut rasend machte. “Ich weiß.”, brachte er daher hervor. “Aber wenn es nötig wäre, dann würde ich jeden Umbringen.”, und damit griff er nach einer Hand des Älteren, zog diese von seiner Wange fort, nur um sie mit seiner festhalten zu können. “Die Vorstellung daran macht mich trotzdem einfach..rasend.”
Mithilfe des nächsten Gesprächs beruhigte sich Ale schließlich auch vollständig und die Hand, die ihm Bau in den Nacken legte löste nicht nur eine angenehme Gänsehaut aus, sondern auch ein Verlangen, welches er bereits vorin gespürt, aber erfolgreich beiseite gedrängt hatte. Nun brach es erneut hervor und seine Geduld diesbezüglich reichte ganz sicher nicht mehr aus, damit er das Verlangen noch weiter ignorieren konnte. “Wir gehen.”, Worte die keinen Widerspruch duldeten und so drückte er Bau dessen Bier in die Hand, bevor er sein eigenes nahm und nur kurz zum Barkeeper sah. “Die Gläser bringe ich dir nächstes Mal wieder mit.”, und damit griff er bereits nach der Hand des Älteren, legte sich seine Lederjacke über den Arm und führte Bau schließlich aus der Bar, damit er mit ihm geradewegs seine eigene Wohnung ansteuern konnte.
Eine Wohnung, die sie wenige Minuten später auch schon erreichten und die dank Amélie mehr als vorzeigbar war, denn ohne seine kleine Schwester würde hier das reinste Chaos herrschen. Und kaum war die Tür hinter den beiden Männern wieder ins Schloss gefallen, nachdem Ale diese aufgeschlossen und den Älteren rein geführt hatte, drückte er Bau bereits sanft gegen die Tür um dessen Lippen mit den seinen zu verschließen.