Kaum hatte ihr Finger die Klingel verlassen, spürte Zaira bereits, wie ihr Herz aufgeregt zu flattern begann. Wie ein kleines Vögelchen in einem viel zu kleinen Käfig. Und Zaira hatte das Gefühl, dass es jederzeit ausbrechen und davon fliegen würde. Das leichte Zittern der Aufregung konnte die Brünette ebenfalls nur schwer unterdrücken und auch ihr Atem begann schneller zu werden, während sie einfach zu Gott betete, dass ihr Cousin sie nicht wegschicken würde. Immerhin hatte sich die junge Frau keinen Notfallplan überlegt, war einfach davon ausgegangen, dass ihr Plan schon funktionieren würde, bevor sie losgefahren war. Nun wo sie vor dem großen Anwesen ihrer Familie stand, war sich die junge Frau nicht mehr so sicher, denn der Kontakt war bereits vor Jahren abgebrochen und dies sicherlich nicht ohne Grund. Zwar hatte nichts davon mit ihr zu tun, doch vielleicht wurde sie von ihren Verwandten einfach solidarisch mit verabscheut, weil sie eben die Tochter ihres Vaters war.
Nach knapp einer Minute - es kam Zaira wie eine Ewigkeit vor - ertönte die Stimme ihres Cousins, was ihr sofort ein Lächeln entlockte, während sie zu der Frage langsam nickte. “Scheint so.”, antwortete sie dem Älteren, fragte sich aber auch, wie er das bereits hatte sehen können und erst jetzt fiel ihr die Kamera auf, die sie vor lauter Aufregung übersehen hatte. Normalerweise achtete Zaira auf solche Kleinigkeiten bereits aus Gewohnheit. Wenn man Diebstähle in großem Stil begann, dann musste man eben auf solche Dinge achten, wenn man nicht hinter Gittern landen wollte. Der Weg vom Tor bis zur Haustür kam der jungen Frau ebenfalls endlos vor, doch kaum war sie dort angekommen, öffnete sich bereits die Tür vor ihr und als sie das Grinsen ihres Cousins sah, fiel jede Anspannung von ihren zierlichen Schultern. Erleichtert und erfreut grinste sie zurück, bevor sie auch schon in die Arme genommen und herumgewirbelt wurde, während ihre Reisetasche mittlerweile auf dem Boden Platz gefunden hatte. Seine Frage hingegen, nun ja. “Es ist auch schön dich zu sehen, das Älter werden hat dir gut getan.”, schmierte sie ihm zunächst mit einem Kompliment ein wenig Honig ums Maul, bevor sie jedoch leicht die Schultern zuckte. “Ich bin von Zuhause abgehauen, hab’s nicht mehr ausgehalten. Daher bin ich hier und erbitte Asyl.”, damit deutete sie auf ihre große Reisetasche, die zu ihren Füßen lag. “Hab mir aber auch keinen Notfallplan überlegt, du sagst jetzt also besser nicht ‘nein’. Sonst bin ich echt am Arsch.”