Es war nicht so, dass Mateo von Natur aus ein Arschloch erster Klasse war. Ganz im Gegenteil - wer ihn wirklich kannte wusste, dass der Spanier ein loyaler und verständnisvoller Mensch war. Nunja, zumindest immer dann, wenn er das Arschloch nicht heraushängen ließ. Val gegenüber war er anfangs ein Arsch gewesen, weil er ihm schlicht und ergreifend egal gewesen war. Mit der Zeit war es jedoch das genaue Gegenteil gewesen, was ihn dazu bewogen hatte sich total beschissen dem anderen Spanier gegenüber zu verhalten, wenn seine Emotionen mit ihm durchgegangen waren. Jetzt jedoch gab es keinerlei Grund, dem Anderen gegenüber so ein Verhalten an den Tag zu legen. Er war glücklich, mit Valéry hier zu sein. Es war schön endlich Raum zu haben, um einfach nur miteinander zu reden. Und ehrlich zueinander zu sein. Denn er hatte sich dem Andern noch nie so nah gefühlt wie am heutigen Tag. Und er würde alles tun, damit dieser Tag auch genauso schön blieb. Auch wenn das bedeutete, dass er vielleicht den ein oder anderen bissigen Kommentar herunter schlucken musste, wenn ihm gerade etwas nicht passte. "Wahrscheinlich sowohl für dich als auch für den Menschen, der das Glück hat, dass du dich in ihn verliebst.", und er spürte sehr deutlich wie sehr er sich wünschte, dass er dieser Mensch sein würde. Sicher nicht heute, vermutlich auch nicht in einem Monat, aber vielleicht irgendwann.
Er lachte leise, als Val ebenfalls feststellte, dass ihn nichts von all dem, was er für den Unternehmer hatte machen müssen, ihn umgebracht hatte. "Auch wenn du dich manchmal wirklich so angestellt hast.", setzte er stichelnd nach und grinste seinen Lieblingslockenkopf breit an. "Danke. Ich weiß diesen Verzicht wirklich zu schätzen.", gab er amüsiert zurück, doch das Grinsen schwand als Val plötzlich so ernst wurde. Nur um von einem warmen Lächeln abgelöst zu werden. "Schon gut. Ich kann es sogar ein bisschen nachvollziehen. Hätte mir wahrscheinlich auch so passieren können. Also.. abgesehen davon, dass mir das Geld nicht ausgehen würde.", was wohl Vals größtes Problem gewesen war.
"In Ordnung.", quittierte er und hob die Hand, um dem Kellner zu signalisieren, dass er zahlen wollte. Das taten sie dann auch sogleich. Während sie im Anschluss jedoch in die Richtung liefen, in der ihr Fahrer auf sie wartete, erblickte Mateo einen kleinen roten Roller. "Ich hab eine bessere Idee. Komm' mit.", und damit ging er auch schon zu dem kleinen roten Flitzer, der sich - wie er es sich gedacht hatte- als einer der zahlreichen Leih-Scooter herausstellte. Und mit ein paar Klicks in einer App konnten sie auch schon den Sitz öffnen und zwei Helme herausziehen, sodass er einen davon Val reichte. "Der Pariser Verkehr ist eine Katastrophe.", erklärte er lächelnd und verschwieg, dass er auch einfach viel mehr Lust hatte, Val so nah an sich zu spüren und mit ihm allein zu sein.