Es war niemals Pablos Art gewesen, die netten Muttis dieser Welt anzupöbeln. Tatsächlich kannten seine Eltern und auch die Eltern seiner wenigen Freunde ihn nur als einen freundlichen, hilfsbereiten und höflichen Jungen, wenn er mit ihnen in Kontakt war. Der krasse Kontrast, den dieses Verhalten im Vergleich zu dem, was andere von ihm kannten, war ihnen dabei absolut nicht bewusst. Besser war es aber nun mal immer, sich vor den Leuten, mit denen man letzten Endes kein Problem hatte auch dem entsprechend zu verhalten. Fand zumindest der Mexikaner. Nur, weil er in der Schule und in freier Wildbahn frei drehte, hieß das noch lange nicht, dass er das zuhause oder bei anderen zuhause auch musste. Erst recht nicht vor jenen Leuten, denen besagtes Zuhause im Grunde gehöre. Entsprechend höflich ging er also auch mit der Mutter seines Mitschülers um, die hatte ihm ja nichts getan und schien das pauschal, solang sie es nicht besser wusste, auch nicht vorzuhaben. Bedroht fühlte er sich also keineswegs, kein Grund also direkt die Zähne zu fletschen und auf Angriff zu gehen. Hatte er vor Auguste natürlich auch nicht, der konnte ihm vermutlich gar nichts tun, selbst wenn er gewollt hätte. Aber vor dem hatte er allem voran einen Ruf zu verteidigen.
Kaum, dass die Mutter seines Mitschülers sie also wieder allein gelassen hatte, fand sein Gesichtsausdruck zu seinem Dauerzustand zurück, während der Mexikaner seine eigene Tasche loswurde und klarstellte, dass er wenig Interesse daran hatte länger hier herum zu hängen, als zwingend nötig war. Erst, als Gus sich auf den Boden setzte, hielt er einen kurzen Augenblick inne, ehe er doch über seinen Schatten sprang und sich ihm im Schneidersitz gegenüber setzte. Hatte ja alles keinen Sinn. Wenn sie auf dem Boden arbeiten mussten, dann arbeiteten sie halt auf dem Boden. Kannte man ja. Vom Spielen mit den winzig kleinen Schwestern. „Erzähl.“, ging er schließlich minimal auf die Frage seines Gegenübers ein. Natürlich hatte er die Geschichte gelesen, immerhin war das schnell erledigt. Wieso er trotzdem so tat, als wäre das nicht der Fall? Einfach so. Die Wenigsten erwarteten von ihm, dass er sich besondere Mühe gab und solang er nicht mit seinen eigentlich ganz guten Noten hausieren ging, hatte auch niemand einen Grund dazu, seine Meinung über ihn zu ändern. Nicht, dass man ihn danach für einen Streber gehalten hätte, aber zumindest für weniger blöd und faul als jetzt. Die Aufgabe, die ihnen gestellt worden war hingen, fand er für seinen Teil total blöd. Manchmal fragte er sich wirklich, wer sich so einen Mist ausdenken konnte. Und trotzdem brach fast schon wie von selbst ein „Ich bin der Böse.“ aus ihm heraus. Einfach, weil es einfacher für ihn war. Natürlicher eben. Wieso funktionierende Muster aufbrechen? War doch bescheuert.