Der Anflug eines Schmunzelns lag um meine Lippen, während ich eisern den Blickkontakt mit meinem Spiegelbild hielt und mir gleichzeitig das Hemd zuknöpfte, welches ich heute zum Feiern tragen wollte. Ein auffälliges, aber wunderschönes Grün, was meinen Teint und meine dunklen Haare perfekt zur Geltung bringen und definitiv dafür sorgen würde, dass ich auffiel. Auffallen wollte ich sowieso immer, doch heute noch einmal ganz besonders, denn natürlich hoffte ich darauf, einen bestimmten Mexikaner zu treffen und da durfte ich es nicht riskieren, dass er mich in dem überfüllten Club übersehen würde. Obwohl ich ihm auch zutrauen würde, dass er mich sogar in einer menschenleeren Straße übersehen würde, nur damit er mir eins auswischen konnte. Paco war nicht der größte Fan von mir, das wusste ich, aber ich wusste auch, dass tief unter dieser harten Schale ein weicher Kern sein musste. Warum hätte es den Mexikaner sonst interessieren sollen, ob ich an dem Abend unbeschadet nach Hause kommen würde? Immerhin hätte ihm dies vollkommen egal sein können. Aber das war es nicht gewesen und tatsächlich hatte Paco mir sogar zugehört, hatte meinen Ängsten und Unsicherheiten gelauscht und hatte versucht, sie mir zu nehmen. Dinge, die ich niemals für einen Menschen tun würde, den ich nicht leiden konnte und somit war wohl ziemlich eindeutig, dass Paco mich sehr wohl mochte, aber einfach so tat, als wäre das nicht der Fall. Die Gründe dafür waren mir schleierhaft, allerdings reichte es mir zu wissen, dass ich gemocht wurde, um mich direkt noch etwas mehr rein zu hängen und den Anderen von mir überzeugen zu können.
Und damit stand mein Plan für den heutigen Abend bereits fest, als ich ein paar Minuten später den vollen Club betrat und mich mit einem lässigen Lächeln auf den Lippen einen Moment umsah. Auf den ersten Blick konnte ich niemanden entdecken, den ich kannte, was bei der Menge an Menschen aber auch zugegeben nicht weiter verwunderlich war und so setzte ich mich in Bewegung, ging vom Eingang weg und direkt auf die Bar zu, wo ich mir ein Bier bestellte. Lässig gegen den Tresen gelehnt wartete ich auf meine Bestellung, sah mich dabei aber aufmerksam im Innern des Clubs um und als ich auf der Tanzfläche schließlich die Kumpels von Paco entdecken konnte, machte sich sofort ein breites Grinsen auf meinen Lippen breit. Wenn der Rest der Gruppe hier war, dann wohl auch der Mexikaner und dieser Gedanke ließ mein Herz vor Freude hüpfen. “Danke.”, zwinkerte ich dem Barkeeper schließlich zu als ich das Bier entgegen nahm und mich damit bewaffnet durch die Menge schob, so lange bis ich eine mir nur allzu bekannte Person entdeckte und noch ehe ich groß nachdenken konnte, änderte ich meine Route, beeilte mich dabei noch ein wenig mehr durch die Menge hindurch und schaffte es schließlich dem Anderen - beinahe wie zufällig - den Weg abzuschneiden, was ich mit einem überraschten Ausdruck auf dem Gesicht zur Kenntnis nahm. So als hätte ich es nicht darauf angelegt, dass genau das passieren würde. “So sieht man sich also wieder.”, begrüßte ich den Mexikaner mit einem Grinsen. “Schön dich zu sehen…wie geht es dir?”