Durch einen leisen Aufschrei wurde die Stille im kleinen Raum jäh durchbrochen und Blanche de Givenchy aus ihrem unruhigen Schlaf gerissen. Irritiert und panisch blickte sich die junge Frau um, während sie einen kurzen Augenblick brauchte, um zu verstehen, wo sie sich gerade befand und wie sie nochmal hierher gekommen war. Und dann kehrte die Erinnerung an den gestrigen Tag zurück, so plötzlich, dass sich ihr Magen mit einem Mal verkrampfte und sie das Gefühl hatte, sich jederzeit übergeben zu müssen. Eisern kämpfte sie das Gefühl nieder, versuchte sich selbst wieder so weit zu beruhigen, dass sich ihr Magen nicht länger vor Panik verkrampfte und man ihr die innere Unruhe auch nicht anmerken würde und erst dann erhob sich Blanche von ihrem Bett. Langsam ging sie auf die Tür zu, öffnete diese leise und schlüpfte schließlich hindurch, damit sie ebenso leise über den Flur und ins Badezimmer huschen konnte. Und kaum war die Tür leise ins Schloss gefallen, atmete die junge Frau tief durch, wagte einen Blick in den Spiegel und erschrak ein wenig vor ihrem blassen Spiegelbild. Man konnte Blanche ansehen, dass sie in der Nacht keinen besonders guten Schlaf bekommen hatte und auch wie sehr diese Situation an ihren Nerven zerrte, während sie in Gedanken ihren Vater anflehte, dass er sie so schnell wie möglich hier rausholen sollte, während sie gleichzeitig nicht daran glaubte, dass das allzu schnell passieren würde. Zwar würde ihr Vater sie bestimmt nicht im Stich lassen - zumindest hoffte sie dies umso mehr - doch sie wusste auch, dass er das Geld für die Männer nicht haben würde, denn andernfalls hätte er die Kerle doch längst bezahlt. Nachdem sie eine Weile in die traurigen Augen der jungen Frau im Spiegel gestarrt hatte, begann sie sich schließlich rasch zu waschen, wenngleich sich Blanche nicht wirklich traute Duschen zu gehen, denn zu groß war die Angst davor, dass einer der Männer doch hereinkommen und sie beobachten würde.
Erst als Blanche sich soweit hergerichtet hatte, dass sie sich in ihrer Haut etwas wohler fühlte, verließ sie das Badezimmer wieder, blickte sich dabei kurz auf dem Flur um und begann dann durch das Haus zu schleichen in der Hoffnung darauf, dass sie so keinem der Männer begegnen und auch niemand auf sich aufmerksam machen würde. Ein Plan, der sich jedoch nicht lange zu bewähren schien, denn kaum war sie in das nächste Zimmer geschlichen stand plötzlich einer der Männer vor ihr, sodass sie erschrocken zusammen zuckte und den Mann ertappt anstarrte, dabei hatte sie nicht einmal etwas getan und dennoch fühlte sich Blanche so als hätte er sie gerade bei was auch immer erwischt. “Ähm…guten Morgen.”, grüßte sie den Mann leise und fühlte sich mit einem Mal ziemlich unwohl in ihrer Haut, denn mit den Männern von Alexandre wollte sie wirklich nicht alleine sein, doch von dem Boss der Bande war weit und breit nichts zu sehen. So ein Mist. “Ist..dein Boss wach?”, hakte sie daher vorsichtig nach und als der Mann erst die Schultern zuckte und dann den Kopf schüttelte, da nickte Blanche langsam, während es nicht unbedingt dazu beitrug, dass sie sich besser fühlte. Bevor sie jedoch noch etwas sagen oder machen konnte, erkundigte sich der Mann bereits, was sie Frühstücken wollte, was Blanche jedoch dazu verleitete, sofort mit dem Kopf zu schütteln. “Nichts. Ich habe keinen Hunger.”, und kaum waren die Worte raus, bereute sie die auch schon, denn der grimmige Blick des Mannes ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Und dann wurde ihr auch schon erklärt, dass sie etwas Essen würde und er ansonsten entschied, was sie bekam, sodass die junge Frau tief seufzte. “Okay, okay. Kann ich etwas Obst haben und vielleicht Pancakes? Aber ich kann auch helfen.”, mit einem Nicken bedeutete der Mann ihr auch schon, dass er zufrieden war und sie ihm folgen sollte, sodass sie dem Mann schließlich in die Küche folgte, allerdings nicht ohne sich nochmal nach Alexandre umzusehen, denn bislang war ihr seine Gesellschaft noch die Liebste gewesen.