Eigentlich war es traurig, dass keiner von ihnen das bekam, was er eigentlich wollte. Nicht nur, dass er sich selbst etwas Ruhe und Frieden gegönnt hätte – nein. Auch hätte er seiner Cousine einen Freund gegönnt, der sie zu schätzen wusste und sie auf Händen trug, wie sie es eben verdient hatte. Nicht, dass er ein Fan davon war, anderen in den Arsch zu kriechen und ihnen eben diesen zu pudern, aber sie hatte eben eindeutig einen Menschen an ihrer Seite verdient, der sie eben so behandelte, wie es sein sollte. Nur leider hatte sie in dieser Hinsicht einfach kein Glück, das hatten sie mittlerweile wohl beide festgestellt. Unterdessen wurde Paco selbst seit einer Weile genau so einen Typen einfach nicht los. Auch, wenn Séb oft genug betonte, dass er nichts Ernsthaftes suchte, wurde der Mexikaner das Gefühl nicht los, dass das so nicht ganz stimmte. Wieso sonst hätte der Franzose sich so sehr um ihn bemühen sollen? Schließlich gab es mehr als genug Homos in Marseille die sicherlich nicht böse drüber gewesen wären, hätte der Andere Interesse an ihnen.
Innerlich schüttelte er den Kopf über diese ganze Situation, ehe er auch schon leise lachte. „Oder ich hab’s erst richtig angekurbelt. Gefühle gestehen und der ganze Schrott.“ Wer wusste das schon? Letzten Endes war er wohl der letzte Mensch auf Erden, der wirklich Interesse daran hatte einen Keil zwischen zwei Menschen zu treiben, die sich liebten oder eben einfach nur platonisch mochten. Das war nicht sein Ding. Nur, weil er wenig von so etwas hielt, hieß das noch lange nicht, dass er es anderen nicht gönnte. Wenn er ganz ehrlich war, konnte er sich ja auch vorstellen wie es sich anfühlen musste jemanden zu verlieren, der einem viel bedeutete. Allein schon aus dem Gedanken heraus, dass er selbst nicht gewusst hätte, wohin mit sich, wenn er Izzy irgendwann nicht mehr hätte. Wem sollte er sich sonst öffnen, wenn nicht ihr? Da gab es niemanden, dem er mehr vertraute.
Augen rollend und seufzend ließ er den Kopf gegen die Wand in seinem Rücken fallen und starrte an die Decke, während seine Cousine sich bereits daran machte, ihn direkt wieder wegen Séb aufs Korn zu nehmen. Hätte er sich eigentlich auch denken können, als er angefangen hatte von ihm zu reden. „Das hab‘ ich alles aus einer einzigen Unterhaltung. Bin halt ein guter Zuhörer.“ Wenn er es denn wollte. Zu dem Zeitpunkt hatte er das, weil er geglaubt hatte, dass es nicht schaden konnte, um dafür zu sorgen, dass sein Gegenüber sich wieder etwas besser fühlte. Er war ja kein Unmensch, auch wenn manch einer das von ihm glauben mochte. Zu Recht, wenn man sich ansah, wie er seit Jahren mit Menschen umzugehen pflegte, die ihm auf den Schlips traten. Ganz egal ob bewusst oder aus Versehen. „Ihn hat die Tage so ein schmieriger alter Sack im Club angebaggert und ich dachte ich kann ihn da nicht so alleine stehen lassen, der hatte keine Ahnung, was er tun soll.“, begann er schließlich sich zu erklären. Man konnte es ja wenigstens versuchen. „Naja er war dann halt ziemlich aufgewühlt davon also hab ich ihn bis zu seiner Haustür begleitet, ich dachte das wäre in dem Moment die einzig richtige Option.“ Sein Blick richtete sich wieder auf Izzy. „Nicht, dass das jetzt dabei bleibt. Das war eine Ausnahme. Weil es eine besondere Situation war.“ Weil er eben nicht das Monster war, das er vorgab zu sein. „Ansonsten weiß ich also weiterhin rein gar nichts über den Spinner.“
Sachte musste auch er schmunzelnd, als die Kleine ihm zustimmte und er das Gewicht ihres Kopfes auf seiner Schulter spürte. Nur, um daraufhin seinen Kopf auf ihren zu senken. „Vermutlich bekommen wir da ziemlich schnell Hausverbot.“ Obwohl sie ja eigentlich doch eine ziemlich gute Kinderstube genossen hatten.