Natürlich hatte Auguste nicht damit gerechnet, dass sich ihre Partnerarbeit so entwickeln würde. Er war sogar vielmehr davon ausgegangen, dass man ihn unter Androhung von Schläge dazu bringen würde die gesamte Arbeit alleine zu machen. Was er auch getan hätte. Doch Paco schien nicht nur der typische Draufschläger zu sein, denn das, was er da erzählte, hatte durchaus einen gewissen Tiefgang - den er dem Anderen möglicherweise nicht unbedingt zugetraut hätte.
Und es brachte ihn auch ein wenig in eine schwierige Lage, denn wenn er sich nun wirklich auf diese Debatte einließ und seine Gedanken dazu aussprach, würde er vermutlich ziemlich viel Ärger von seinem Vater bekommen. Zumindest, wenn er es mitbekam - und bei einem Haus voller Kinder, die einem hörig waren, bekam man eigentlich so gut wie alles mit. Allerdings konnte er ja auch nicht einfach stumm bleiben und die Antwort verweigern. Dass sein Bruder neugierig den Kopf in das gemeinsame Zimmer steckte und Gus damit einen guten Grund gab aufzustehen und die Tür zu schließen, war daher fast schon eine glückliche Fügung.
Wieder bei Paco angekommen, ließ er sich wie zuvor in den Schneidersitz sinken und dachte über die Worte seines Mitschülers nach. Ohne, dass sie es darauf angelegt hatten, hatten sie sich in eine wirklich gute Unterhaltung manövriert. "Natürlich. Sie würde einiges zurück lassen, wenn sie den Entschluss fassen würde zu gehen. Nicht nur ihren Mann - die gemeinsame Wohnung oder das Haus, vielleicht sogar ihre Altersvorsorge. Ihre Freunde, wenn die mehr zu ihm halten. Während er sich einfach ein neues Leben aufbauen könnte, würde sie ganz von vorne anfangen.", er dachte an seine eigene Mutter. Daran, wie sehr sie sich aufgeopfert hatte - für ihre Familie, ihren Mann und ihre Gemeinde. Aber wenn sie morgen entschließen würde, dass sie ihren Mann verließ weil er ein prügelnder, machtbesessener Arsch war, würde sie ohne einen einzigen Freund und vollkommen alleine dastehen. Das war bitter. "Irgendwie krass, dass das heutzutage noch so ist oder?", sprach er den Gedanken leise aus, der sich ihm aufgedrängt hatte. "Ich meine wir haben das Jahr 2020 und trotzdem..", schien es einfach ungerecht zu sein.