Zehn Tage war es nun her, dass er das letzte Mal konsumiert hatte und irgendwie war Ceiron davon ausgegangen, dass das Schlimmste vorbei wäre. Weit gefehlt. Zwar war die anhaltende Übelkeit mittlerweile zurückgegangen, sodass er wenigstens wieder normal essen konnte ohne sich übergeben zu müssen, doch die Cravings schienen mit jedem Tag schlimmer zu werden. Er konnte nur noch daran denken, sich irgendwo etwas zu besorgen, um sich nicht mehr so beschissen zu fühlen. Sein Leben erschien ihm mittlerweile so bedeutungslos und verschwendet, dass seine düsteren Gedanken sich teilweise in Überlegungen zuspitzten, das Ganze einfach irgendwie zu beenden. Was hinterließ er schon? Ein Kinderzimmer und ein paar CD's, die kaum noch jemand hörte. Er hatte den Zenit überschritten und jetzt ging es einfach nur noch steil bergab. Wohin sollte sich sein Leben denn noch entwickeln? Er würde nie wieder einen Song vermarkten. Nie wieder auf einer Bühne stehen. Und sonst gab es absolut nichts, was er konnte. Es war erbärmlich und aussichtslos.
Genau in so einer Phase hatte ihn die Nachricht von Daki erreicht. Früher, in der Schule, waren sie eigentlich recht eng befreundet gewesen und selbst über seine Zeit in London hinweg hatten sie es geschafft locker Kontakt zu halten. So wie jetzt, trafen einfach unerwartet Nachrichten seines alten Schulfreundes ein. Lange hatte Cei mit sich gehadert, zu antworten. Was hatte er Daki schließlich zu erzählen? Schließlich teilte er ihm aber doch mit, wieder in Marseille zu sein und ließ sich auf das angebotene Treffen ein. Zuvor war er noch bei einem Treffen der Suchtgruppe gewesen, weil diese Menschen ihn aktuell irgendwie über Wasser hielten. Es tat gut, verstanden zu werden und die täglichen Treffen machten den Suchtdruck zumindest für kurze Zeit erträglicher.
Entsprechend frühzeitig war der Ire auch schon bei ihrem Treffpunkt und hatte genügend Zeit, an der Verabredung zu zweifeln. Seit Jahren spielte er allen in seinem Umfeld vor, dass er an seiner Karriere arbeiten würde. Jetzt jedoch hatte er einfach keine Kraft mehr für Lügen. Er würde das verdammt nochmal nicht hin kriegen. Vielleicht war es also einfach besser zu gehen. Und gerade, als er gehen wollte, sah er auch schon Dakota auf sich zukommen. Offenbar hatte der Andere ein unfassbar gutes Timing. Niemandem hätte er erklären können, wie viel Kraft es ihn kostete, den Arm zum Gruß zu heben und Dakota ein Lächeln zu schenken. Am liebsten würde er sich einfach wieder ins Bett legen. Überhaupt war er dauerhaft müde, weil die Nächte unruhig und viel zu kurz waren - etwas, was man ihm vermutlich deutlich ansehen konnte. "Hey Masou.", begrüßte er den schwanzwedelnden Hund, ehe er ihn kurz streichelte. "Klar, kein Problem.", beantwortete er die Frage, ehe er sich wieder aufrichtete.