Er konnte gar nicht anders, als an seine eigene Mutter zu denken. Wie es ihr ergehen würde, wenn Sie sich von seinem Vater trennen würde. Wen hätte sie dann noch? Welche Absicherungen würden ihr zustehen? Das Bild, das sich vor seinem inneren Auge abzeichnete, war düster und erklärte wohl, weshalb seine Mutter nochimmer bei ihm war, obwohl sie eigentlich eine überwiegend gewaltfreie Erziehung lebte. War einem die eigene Freiheit wirklich so viel wert? Was konnte man schon damit anfangen, wenn man bedachte, wie eingeschränkt und abhängig sie von ihm war? Möglicherweise würde sie sogar ihre Kinder zurück lassen müssen - etwas, was für den jungen Mann absolut unvorstellbar war. Dafür ging seine Mutter einfach viel zu sehr in ihrer Rolle als Mutter auf.
Die Bemerkung, dass er eigentlich das Wort krank hatte nutzen wollen, ließ den jungen Priestersohn nicken. Ja, so gesehen war es das wirklich. Auch wenn er das wohl kaum so deutlich formulieren konnte. Dafür hatten sie dann wohl Paco, denn er selbst hatte viel zu große Angst vor den Ohren, die die Wände hier manchmal hatten. "Das ist wirklich einfach nur... unvorstellbar. Als ob das Geschlecht irgendeine Aussage darüber treffen könnte, wie jemand seine Arbeit erledigt.", erwiderte er und blickte gedankenverloren durch das Fenster nach draußen, wo man die ruhige Straße erblicken konnte. "Geht deine Cousine auch auf unsere Schule?", erkundigte er sich beiläufig, weil er das Gefühl hatte, dass sie für den Moment mit ihrer Arbeit an ihr Ende gekommen waren. Zumindest war es wenig hilfreich, ein Für und Wider zu erarbeiten, wenn sie eigentlich beide die gleiche Meinung vertraten. Nur eben unterschiedlich direkt. Erst als die Frage draußen war, bemerkte er, dass es vielleicht viel zu übergriffig war und Paco möglicherweise keinerlei Interesse hatte ihm irgendetwas zu erzählen. "Entschuldige, das geht mich ja auch gar nichts an.", setzte er direkt nach und hoffte, dass ihm das nun nicht doch noch Ärger einbrachte.