Während sich Blanche mit dem Mann unterhielt, fühlte es sich für die Brünette so an, als würde sie auf einem Minenfeld tanzen. Nicht etwa, weil er ihr gegenüber bereits gewalttätig geworden war oder irgendwelche Anstalten dazu gemacht hatte, sondern viel mehr, weil es ihr schwer fiel, den Mann einschätzen zu können. Sie hatte keine Ahnung, wann ihre Worte zu weit gehen würden oder wann er womöglich etwas in den falschen Hals kriegen konnte. Sie kannte diesen Mann nicht, entsprechend unberechenbar war er für sie auch. Und dann stand natürlich noch die Tatsache in dem Raum, dass er zu dieser Gruppe von Alexandre gehörte, die sie entführt hatten und vorab bereits krumme Geschäfte mit ihrem Vater gemacht hatten. Mit diesen Männern war ganz sicher nicht zu spaßen, entsprechende Vorsicht war dann wohl auch geboten, wenn sie sich mit ihnen unterhielt.
Und so konnte Blanche nicht leugnen, dass es sie unfassbar erleichterte als Alexandre in die Küchentür trat, nicht etwa, weil sie ihn für deutlich weniger gefährlich hielt als den Rest, sondern weil sie glaubte, dass er deutlich mehr Geduld haben könnte und nach gestern Abend, kam er ihr irgendwie sicherer vor als die anderen Männern. Dass dieser ausgerechnet halbnackt an der Tür stand, warf sie allerdings ziemlich aus der Bahn, sodass die Brünette einen kurzen Moment brauchte um sich zu fangen, während sie ihren Blick nicht halb so schnell von dem Mann losreißen konnte, wie sie es gern gewollt hätte. Glücklicherweise sagte der Mann nichts weiter dazu, sodass sich Blanche in der Sicherheit wiegte, dass er es womöglich nicht einmal bemerkt hatte und so begann sie sich lieber auf das weitere Gespräch zu konzentrieren. “Warum?”, hakte sie direkt bei dem Mann nach, nachdem er gesagt hatte, dass er es sowieso viel schöner finden würde, wenn sie gemeinsam frühstücken würden.
Seine Frage danach, ob sie etwas brauchen würde, um besser zu schlafen, ließ sie mit den Schultern zucken. “Meine Freiheit, aber die bekomme ich ja nicht.”, ging sie auf die Worte ein und schüttelte sofort den Kopf, als der Mann ihr Beruhigungsmittel vorschlug. “Nein, danke. Ich will keine Beruhigungsmittel nehmen.”, nicht einmal, wenn sie pflanzlich waren. Denn Blanche war sich sicher, dass es wohl die dümmste Idee überhaupt wäre, würde sie zu solchen Mitteln greifen, solange sie sich hier in Gefangenschaft befand. Seine weiteren Worte ließen sie jedoch beinahe sofort innehalten, während sie ihn einen Moment sprachlos ansah. Nicht einmal, weil er das Angebot erneut zur Sprache brachte, sondern weil er es tat, während einer seiner Männer anwesend und er selbst halbnackt war. “Gern. Schläfst du dann so lange auf dem Sofa?”, erkundigte sie sich dann unschuldig bei dem Mann, nachdem sie sich gefangen und ihre Stimme wiedergefunden hatte. Schweigend lauschte sie seinem Vorschlag, kam jedoch nicht dazu, irgendwas zu sagen, denn da verschwand er bereits und ließ sie einfach mit dem Anderen wieder alleine. “Man wartet ab, bis der Vorschlag angenommen wurde.”, rief sie Alexandre schließlich hinterher und starrte einen Moment finster auf die Stelle, wo er gestanden hatte, bevor sie sich auch schon davon abwandte. “Männer…”, murmelte sie unzufrieden vor sich hin, während sie auch schon zum Schrank ging, damit sie drei Teller und auch von allem anderen die dreifache Ausführung raus holen konnte um es dann, nach und nach, auf die Terrasse zu tragen und dort den Tisch zu decken.