el maricón
Geschrieben von CatchingPablo


Let's do this shit.
Pfarrhaus der St-Ferréol Kirche
Nachmittags
Jenni

17 Jahre

Single

Schüler

Alter Hafen

Doohan, Hunter

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Es kam nicht oft vor, dass der junge Messdiener Besuch bei sich zuhause hatte. Was vermutlich auch besser so war. Er hatte schließlich wenig zu bieten, was das Interesse seiner Mitschüler an seinem Zuhause wecken konnte: Keinen Fernseher auf dem Zimmer, keine coole Konsole zum Zocken oder überhaupt irgendeine technische Neuheit, mit denen die Teenager von heute sich die Zeit vertrieben. Was er anzubieten hatte beschränkte sich auf ein gemeinsames Zimmer mit seinem jüngeren Bruder, eine neugierige Mutter und einen abschreckenden Vater. Well. Und trotzdem hatten Pablo und er sich bei ihm verabredet. Pablo García. Oh man. Am liebsten hätte er Einspruch eingelegt, als man sie diesem bescheuerten Schulprojekt zugewiesen hatte. Das hatte glücklicherweise sein Projektpartner übernommen - ohne Erfolg. Der schüchterne Messdiener und der Schulschläger. Ganz tolle Kombination. Em Ende war er also ziemlich froh, dass sie sich hier bei ihm zuhause trafen - da musste er wenigstens keine Angst haben, dass der Andere ihn verprügelte.
Entsprechend angespannt öffnete er die Tür des Pfarrhauses und blickte in das angepisste Gesicht seines Mitschülers. Ganz großes Kino. "Hey.", grüßte er ihn dennoch lächelnd und trat beiseite, damit sein Mitschüler in den Flur treten konnte. Dabei war ihm ziemlich sicher, wie seltsam konservativ und altbacken die Einrichtung seiner Eltern auf den Anderen wirken musste. In jedem Zimmer hing ein Kreuz, die Möbel waren aus altem Echtholz und überhaupt hatte man ein bisschen das Gefühl, dass man sich in einer anderen Zeit befand. "Am besten gehen wir in mein Zimmer...", und er hatte die Hoffnung, dass sie dort ihre Ruhe haben würden. Natürlich war es absolut unmöglich in diesem Haushalt mit so vielen Menschen unbemerkt zu bleiben. Kaum, dass sie beide in das kleine Zimmer traten, das er sich mit seinem Bruder teilte, tauchte also schon seine Mutter auf und begrüßte den Hausgast herzlich und teilte ihm mit, dass sie sich freue, dass ihr Sohn Besuch bekam. "Danke, Maman.", entgegnete er mit einer unterschwelligen Gereiztheit, während er das Tablett mit gesunden Snacks entgegen nahm, das seine Mutter gebracht hatte. "Wir wollen jetzt arbeiten..", erklärte er, doch seine Mutter konnte nichts davon abhalten ihren Gast zu fragen, ob er etwas zu trinken wollte oder sonst etwas benötigen würde.
04.03.2023, 21:17
#1
Anna

18 Jahre

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Piper, Arón

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Er hätte sich lieber sein eigenes Bein oder einen Arm abgenagt, als mit diesem Typen ein Schulprojekt zu machen und doch hatte ihn genau dieser Fall erwischt. Nicht, dass er an und für sich ein Problem mit dem anderen hatte – der fiel ihm an und für sich halt nicht besonders negativ auf und so war es eigentlich noch nie großartig zu einer Paco üblichen Situation zwischen ihnen gekommen – aber er konnte sich eindeutig besseres vorstellen, als seinen Tag in einem verdammten Pfarrhaus hockend zu verbringen. Nicht nur, dass er befürchten musste in Flammen aufzugehen, wenn er über die Türschwelle trat, weil seine liebsten Hobbies aus Leute verprügeln und Schwänze lutschen bestand – er stellte sich das Leben in so einem Haus und in so einer Familie echt wahnsinnig öde und… nun ja. Prüde vor. Nicht, dass das keine netten Menschen sein konnten, aber nett sein schützte halt nicht davor, dass man andere zu Tode langweilte.
Auf dem Weg zum Folterkeller noch schnell eine geraucht, warf er seine Kippe kurz vorher noch auf den Gehweg, trat sie aus und marschierte weiter in Richtung seines Ziels, wo er vor der Tür stehen blieb und klingelte. Es dauerte nicht lang, bis ihm die Tür geöffnet und er von Auguste begrüßt wurde. Mehr als ein „Mhm“ brachte er trotzdem nicht über sich. Mit den Händen in den Hosentaschen trat er ein und ließ aufmerksam den Blick durch den Flur schweifen. Unweigerlich musste er feststellen, dass er auf den ersten Blick wohl gar nicht so falsch mit seiner Vermutung zu sein schien. Jedenfalls war die Einrichtung wahnsinnig altbacken. Mit einem „gut.“ Folgte er dem anderen schließlich in dessen Zimmer, dessen Anblick tatsächlich kurzfristig seine Mundwinkel in die Höhe zucken ließ. Zwei Betten teilten ihm mit, dass er sich sein Zimmer offenbar teilen musste. Ein Umstand, den er nur allzu gut kannte. Es hatte eine Zeit gegeben, als sie gerade erst nach Frankreich gekommen waren, in der auch er sich sein Zimmer mit Sol hatte teilen müssen. Heute waren es Ana und Nuri, die sich ein Zimmer teilten, weil sie sich noch mehr Räume einfach nicht leisten konnten. Wurde also wirklich Zeit, dass er die Schule zu Ende brachte, einen Job fand, selbst Geld verdiente und sich eine eigene kleine Wohnung suchte. Im Grunde reichte ja auch eine Besenkammer, wenn er ehrlich war. Zur Not hätte er auch den Harry Potter gemacht und unter irgendjemandes Treppen gehaust.
Es dauerte nicht lange, ehe Augustes Mutter um die Ecke kam und ihn begrüßte. Der beste Schlachtplan in einer Situation wie dieser? Mamas Junge sein. Direkt wurde sein Gesichtsausdruck weicher, der Kiefer wurde nicht mehr so angespannt und die sonst bevorzugt im Keller hängenden Mundwinkel nach oben gescheucht. „Oh nein, vielen Dank. Ich will Ihnen gar nicht zur Last fallen.“ Er brauchte nichts zu trinken, echt nicht. Eigentlich wollte er nur dieses dusselige Projekt hinter sich bringen und dann wieder nach Hause. Kaum also, dass sie wieder verschwunden war, legte er seine Tasche auf dem Boden ab und warf einen Fragenden Blick auf seinen Mitschüler. „Also. Wo fangen wir an? Ich hab‘ heute noch was vor, also würd‘ ich das hier gern schnell hinter mich bringen.“ Gut, sicherlich hätte er mit ein bisschen Drohen auch dafür sorgen können, dass der Scheißer das alleine machte, aber eigentlich war es tatsächlich nicht seine Art, andere seine Arbeit machen zu lassen. Auch nicht, wenn es um Schularbeiten ging. Egal wie oft er mal ein paar Stunden schwänzte, ernst nahm er diese Arbeiten, Tests und co trotzdem. Einfach, weil er die Schule eben schnellst möglich beenden wollte und das auch mit einem möglichst guten Schnitt, damit ihm ausreichend Möglichkeiten offen standen und er seine Eltern etwas besser unterstützen konnte.
05.03.2023, 11:47
#2
Jenni

17 Jahre

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Hätte Pablo nicht bereits bei Zuteilung ziemlich deutlich gemacht, dass er keinerlei Interesse daran hatte ausgerechnet mit Auguste ein Schulprojekt zu bearbeiten, wäre es dem Pfarrersohn spätestens dann klar geworden, als er in das wenig zufrieden wirkende Gesicht seines Schulkameraden auf seiner Türschwelle sah. Wunderbar. Ungefähr das Letzte, was er gebrauchen konnte, war ein schlecht gelaunter Schulschläger. Doch um diese Nummer würden sie wohl nicht umhin kommen, weshalb sich Gus entschied das Beste aus der Situation zu machen und seinen Mitschüler in sein Zimmer zu führen. Dort hatte er eigentlich auf ein kleines bisschen Ruhe vor seinen Familienmitgliedern gehofft, doch natürlich hatte er da nicht seine Mutter in die Rechnung mit einbezogen. Die interessierte sich natürlich brennend für den jungen Mann, den er zu sich nach Hause eingeladen hatte. Zwar hatet Gus direkt klar gemacht, dass sie keine Freunde waren, sondern nur ein Schulprojekt zusammen machen mussten, doch das hinderte seine neugierige Mutter keineswegs daran, sich ein eigenes Bild von dem Hausgast zu machen. Und zu seiner Überraschung schien Pablo das nichteinmal peinlich zu finden. Er konnte quasi dabei zusehen, wie der Gesichtsausdruck seines Mitschülers von angepisst zu herzensfreundlich wechselte. Was passierte denn bitte hier gerade? Irritiert blickte er zwischen seiner Mutter und seinem Mitschüler hin und her, die sich in einer quietschfreundlichen Unterhaltung befanden. Und als seine Mutter noch anmerkte, was für ein außergewöhnlich freundlicher junger Mann der als Schulschläger bekannte Junge sei, fiel Gus gänzlich aus allen Wolken.
Nochimmer irritiert von dem, was gerade hier passiert war, blickte er zu Paco, der das Wort wieder an ihn richtete, nachdem seine Mutter wieder verschwunden war und Gus selbst nochimmer das Snack-Tablett in den Händen hielt.
"Ähm..", machte er, ehe er das Tablett auf den Boden stellte und sich kurzerhand daneben setzte, um nach seinem Schulrucksack zu greifen. "Hast du die Geschichte 'Cat in the Rain' schon gelesen? Ansonsten kann ich sie dir kurz zusammenfassen.", bot er dem Anderen an und blickte nun zu ihm hinauf, wobei sich die Miene schon wieder mehr verfinstert hatte. Okay. Offenbar war seine Mutter beliebter als er - kein Wunder, eigentlich. "Und danach sollen wir uns als guter und böser Engel auf der Schulter in die Frau hinein versetzen und uns vorstellen, was sie als nächstes tut. Den inneren Konflikt sollen wir dann als Zweiergespräch ausarbeiten.", fasste er die Aufgabenstellung zusammen, die auf dem Arbeitspapier stand, das sie erhalten hatten.
06.03.2023, 14:23
#3
Anna

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Es war niemals Pablos Art gewesen, die netten Muttis dieser Welt anzupöbeln. Tatsächlich kannten seine Eltern und auch die Eltern seiner wenigen Freunde ihn nur als einen freundlichen, hilfsbereiten und höflichen Jungen, wenn er mit ihnen in Kontakt war. Der krasse Kontrast, den dieses Verhalten im Vergleich zu dem, was andere von ihm kannten, war ihnen dabei absolut nicht bewusst. Besser war es aber nun mal immer, sich vor den Leuten, mit denen man letzten Endes kein Problem hatte auch dem entsprechend zu verhalten. Fand zumindest der Mexikaner. Nur, weil er in der Schule und in freier Wildbahn frei drehte, hieß das noch lange nicht, dass er das zuhause oder bei anderen zuhause auch musste. Erst recht nicht vor jenen Leuten, denen besagtes Zuhause im Grunde gehöre. Entsprechend höflich ging er also auch mit der Mutter seines Mitschülers um, die hatte ihm ja nichts getan und schien das pauschal, solang sie es nicht besser wusste, auch nicht vorzuhaben. Bedroht fühlte er sich also keineswegs, kein Grund also direkt die Zähne zu fletschen und auf Angriff zu gehen. Hatte er vor Auguste natürlich auch nicht, der konnte ihm vermutlich gar nichts tun, selbst wenn er gewollt hätte. Aber vor dem hatte er allem voran einen Ruf zu verteidigen.
Kaum, dass die Mutter seines Mitschülers sie also wieder allein gelassen hatte, fand sein Gesichtsausdruck zu seinem Dauerzustand zurück, während der Mexikaner seine eigene Tasche loswurde und klarstellte, dass er wenig Interesse daran hatte länger hier herum zu hängen, als zwingend nötig war. Erst, als Gus sich auf den Boden setzte, hielt er einen kurzen Augenblick inne, ehe er doch über seinen Schatten sprang und sich ihm im Schneidersitz gegenüber setzte. Hatte ja alles keinen Sinn. Wenn sie auf dem Boden arbeiten mussten, dann arbeiteten sie halt auf dem Boden. Kannte man ja. Vom Spielen mit den winzig kleinen Schwestern. „Erzähl.“, ging er schließlich minimal auf die Frage seines Gegenübers ein. Natürlich hatte er die Geschichte gelesen, immerhin war das schnell erledigt. Wieso er trotzdem so tat, als wäre das nicht der Fall? Einfach so. Die Wenigsten erwarteten von ihm, dass er sich besondere Mühe gab und solang er nicht mit seinen eigentlich ganz guten Noten hausieren ging, hatte auch niemand einen Grund dazu, seine Meinung über ihn zu ändern. Nicht, dass man ihn danach für einen Streber gehalten hätte, aber zumindest für weniger blöd und faul als jetzt. Die Aufgabe, die ihnen gestellt worden war hingen, fand er für seinen Teil total blöd. Manchmal fragte er sich wirklich, wer sich so einen Mist ausdenken konnte. Und trotzdem brach fast schon wie von selbst ein „Ich bin der Böse.“ aus ihm heraus. Einfach, weil es einfacher für ihn war. Natürlicher eben. Wieso funktionierende Muster aufbrechen? War doch bescheuert.
07.03.2023, 18:09
#4
Jenni

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Wirklich nachvollziehen, weshalb seine Mutter dieses Verhalten bei dem Anderen auslöste, konnte er nicht. Immerhin hatte er selbst Paco auch nichts getan, außer, dass er eben existierte und damit zu seinem Projektpartner wurde. Aber das war ja nun wirklich nicht auf seinen Mist gewachsen. Und trotzdem bekam er die geballte Ladung schlechter Laune ab, während seine Mutter von einem kleinen Engel begrüßt wurde. Vielleicht war das so ein Autoritätsding. Er selbst strahlte solche schließlich nicht aus und war damit im Grunde prädestiniert dafür, von anderen Leuten fertig gemacht zu werden. Und er war zumindest hoffnungsvoll, dass Paco davon absehen würde, ihn fertig zu machen. Zumindest in seinem eigenen Zuhause. Einem Pfarrhaus. Also.. wenn das kein Ort war, die Fäuste bei sich zu behalten, wusste er auch nicht weiter.

Einen kurzen Moment zögerte Paco, bis der sich wohl doch einen Ruck zu geben schien und sich zu ihm auf den Boden setzte. Es gab zwar einen Schreibtisch im Zimmer, aber an dem saß man zu zweit definitiv zu beengt - etwas, was er gerne vermeiden wollte. Vor allem mit dem Kerl, von dem man nicht nur hörte, dass er gerne Leute verprügelte, sondern auch auf Männer stand. Nicht, dass sich Gus als richtigen Mann sah. Er war ein Schüler und sicherlich überhaupt nicht der Typ von Paco. Aber trotzdem konnte er darauf verzichten, irgendwelche Situationen herauf zu beschwören aus denen.. Irritationen erwachsen könnten.
Dass sein Gegenüber der Böse sein wollte, ließ Gus kurz schmunzeln, verbarg dieses aber lieber schnell wieder. "Ist okay für mich.", was sollte er sonst sagen? "Also.. In der Geschichte geht es um ein
amerikanisches Ehepaar, das Urlaub in einem Hotel in Italien macht.", begann er zu erzählen und versuchte dabei einerseits sich möglichst kurz zu fassen, andererseits aber auch alle wichtigen Informationen mit aufzunehmen. "Die Frau steht am Fenster und sieht auf dem menschenleeren Hotelvorplatz ein kleines Kätzchen, das sich vor dem Regen schützen will und sich daher unter einem kleinen Tisch versteckt. Der Anblick des hilflosen Kätzchens weckt bei der Frau Muttergefühle und sie beschließt nach draußen zu gehen, um es zu retten. Doch als sie ankommt, ist das Kätzchen verschwunden. Als sie wieder in ihr Hotelzimmer kommt, wird sie von ihrer Enttäuschung übermannt und nimmt sie zum Anlass, ihrem Mann die Unzufriedenheit über ihre Ehe und ihr Leben mitzuteilen. Sie wünscht sich ein fraulicheres Aussehen, Kinder, ein festes Zuhause. Sowas eben. Ihren Ehemann interessiert dies wenig, er möchte am liebsten weiter lesen und tut die Beschwerden seiner Frau als unverständlich und uninteressant ab. Er liest einfach weiter und hört nicht zu, während seine Frau weiter über ihre Wünsche spricht. Nun kommt ein Bote und bringt der Frau ein Kätzchen, er wurde beauftragt vom Besitzer des Hotels, der die versuchte Rettungsaktion der Frau miterlebt hat und ihre Enttäuschung nach dem Scheitern ebenfalls registrierte. Mit diesem offenen Ende schließt die Geschichte.", leicht wog er den Kopf, griff nach einem Stück Apfel von der Snackplatte und sah wieder zu Paco rüber. "Was denkst du, könnte ihr innerer Konflikt sein?"
17.03.2023, 13:35
#5
Anna

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Paco, der immer recht deutlich auf seinen Gegenüber zu achten versuchte, fiel das kurze Zucken der Mundwinkel durchaus auf, allerdings beschloss er, diese Geste einfach zu übersehen. Schließlich sortierte der Kleine sich auch ziemlich schnell wieder und schien sich selbst eines besseren zu belehren. Eine Tatsache, über die der Mexikaner selbst doch tatsächlich hätte schmunzeln können. Menschen wie er waren es, die seine eigene Philosophie am ehesten ernst nahmen. Die wollte keine Schläge, nicht einmal eine rein auf Worten basierende Auseinandersetzung mit ihm. Wohl auch deshalb waren sie ihm auf gewisse Weise am liebsten. Nicht in Bezug darauf, dass er sich gern mit ihnen angefreundet hätte oder dergleichen, aber sie waren einfach weitaus leichter unter Kontrolle zu halten und zu regulieren, als andere es waren. Allein schon wenn er an sein Pariser Anhängsel dachte, war Auguste im Vergleich zu diesem ein Spaziergang im Park. Wo er nicht weit genug von ihm weg hätte kommen können – davon ging Pablo einfach mal aus – da tat Séb sein bestes, um ihm nur noch mehr auf die Pelle zu rücken. Man gewöhnte sich daran, lästig war es aber trotzdem wenn man bedachte, wie sehr er sich all die Jahre darum bemüht hatte, die Leute mit seiner wenig liebenswerten Art von sich fern zu halten. Hatte er ja nicht ahnen können, dass diese eine Person auf diesem beschissenen Planeten das als Herausforderung ansah und nur noch schlimmer wurde.
Nur mit einem Ohr hörte er dem Jüngeren dabei zu, wie er ihm die Handlung der Kurzgeschichte erzählte, mit der sie sich wohl oder über befassen mussten. Gut nur, dass er diese eigentlich ohnehin bereits kannte und dem entsprechend nicht ganz so aufmerksam zu lauschen hatte, wie man es von ihm erwartete. So ließ er ihn einfach vor sich hin quasseln, ehe er sachte nickte als wolle er ihm zu verstehen geben, dass er verstanden hatte. Letzten Endes war es wohl auch nicht allzu schwer zu verstehen, worum es ging. Die Frau klagte ihrem Mann ihr Leid und äußerte ihre Bedürfnisse und der Penner interessierte sich schlicht und einfach nicht dafür. Wer interessierte sich denn bitte mehr für ein scheiß Buch als für seinen Partner? Also, nicht, dass er ein besonders romantisch veranlagter Typ war, eigentlich rannte er vor einer Beziehung eher weg als darauf zu, aber das verstand selbst er. Wenn man mit jemandem zusammen war, dann sollte kein Buch, kein Game, keine Serie oder sonst was auf der Welt wichtiger sein wie die Sorgen und Bedürfnisse dieser Person, oder? Die paar Augenblicke, sich damit auseinanderzusetzen und diese Dinge zur Kenntnis zu nehmen sollte eigentlich jeder haben. Vielleicht lag sein Verständnis dafür aber auch darin begründet, dass er es auf diese Weise von zuhause kannte. Auf die Frage des anderen hin zog er schließlich aber doch kurz eine Augenbraue in die Höhe. Tja, nun. Was war denn ihr innerer Konflikt? „Sie möchte natürlich, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst genommen und nicht einfach so abgetan werden, ein bisschen mehr Zustimmung und Interesse von ihrem Mann.“ Sachte zuckte er mit den Schultern. „Und gleichzeitig vielleicht Frieden bewahren, ihn nicht stören, nerven, was auch immer. Das Übliche halt.“ Das, was eben über viele Jahre hinweg von Frauen erwartet wurde – teilweise heute noch. Total bescheuert eigentlich, aber das musste wohl jeder für sich selbst wissen. Wer nicht mit einer selbstbewussten Frau klar kam, sollte sich vielleicht lieber anderorts nach etwas umsehen, in das er sein bestes Stück stecken konnte. Gab ja nicht umsonst Sexpuppen und so einen Scheiß.
26.03.2023, 14:04
#6
Jenni

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Gus tat im Prinzip nur das, was er sowieso immer tat: Sich anpassen und unterordnen. Er wusste, wann es besser war einfach den Mund zu halten und sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Und bei Mitschülern wie Paco war es grundsätzlich am Besten, einfach unsichtbar zu werden um gar nicht erst irgendwie negativ aufzufallen. Denn irgendwie schien er allein durch seine bloße Existenz schon genug Fläche zu bieten, um fertig gemacht zu werden. Dumm nur, dass er sich hier und jetzt eben nicht unsichtbar machen und einfach verschwinden konnte. Diese Nummer hier würde er einfach über sich ergehen lassen müssen. Irgendwie. Ob seine Mutter mit ihrem Snackteller und der Begrüßung es am Ende besser gemacht hatte oder nicht, war für den zurückhaltenden Jungen aktuell nicht einschätzbar - aber vermutlich sollte er es als etwas Positives sehen, dass sie sich zumindest auf ihre gemeinsame Arbeit konzentrierten und Paco deutlich machte, dass er nicht vor hatte auch nur eine Minute länger als irgendwie notwendig zu bleiben. Und der Umstand, dass sein Mitschüler offenbar tatsächlich bereit war mit ihm zusammenzuarbeiten war doch auch schon mal etwas oder? Immerhin hätte er unter Androhung von Schläge auf jeden Fall auch die gesamte Arbeit alleine gemacht und Paco am Ende die entsprechenden Karteikarten in die Hand gedrückt. Wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, wenn eine "Gruppenarbeit" für ihn auf diese Weise ausgegangen wäre.
Stattdessen ließ sich der Andere jedoch die Handlung berichten, wenngleich er nicht unbedingt besonders interessiert aussah. Das Wesentliche schien aber hängen zu bleiben, immerhin hatte er sofort einen inneren Konflikt auf Lager. Und über den dachte Gus auch einen Moment nach, während er an seinem Apfelstück knabberte. "Der Zwiespalt wäre also zwischen ihrem Bedürfnis nach Wertschätzung und Emanzipaton und ihrem Bedürfnis nach Harmonie?", versuchte er die Aussage des Anderen ein wenig mehr in die Aufgabe zu drängen, damit sie ein Zwigespräch darüber führen könnten. "Der innere Konflikt könnte aber auch noch weiter gehen und sich mit der Frage beschäftigen, ob sie sich von ihrem Mann trennen soll oder nicht. Das wäre vielleicht noch ein bisschen leichter als Für und Wider darzustellen?", dass er sich tatsächlich traute einen Gegenvorschlag zu machen, grenzte dabei fast an ein Wunder und ein Blick in das Gesicht des Anderen erinnerte ihn auch sofort daran, weshalb er sich sowas normalerweise verkniff. "Aber deins ist wahrscheinlich besser..", setzte er sofort noch nach und hoffte, dass er damit alles wieder ins Lot gebracht hatte bevor Paco ihm seinen Einwand übel nahm.
27.05.2023, 21:27
#7
Anna

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Ganz egal wie viel Wert Paco darauf legte, dass seine Mitschüler hauptsächlich Angst davor hatten, ihm negativ aufzufallen – er war eigentlich recht stolz darauf von sich behaupten zu können nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Die irritierten Gesichter seiner Mitschüler, die den schwarzen Peter gezogen hatten eine Partnerarbeit mit ihm erstellen zu müssen, sah er jedes Mal gern, wenn er sich tatsächlich die Mühe machte, selbst an dem Projekt mitzuarbeiten, statt sich am Ende einfach briefen und einige Karteikarten in die Hände drücken zu lassen. Zwar mochte er weiterhin immer darauf bedacht sein, nicht zu motiviert oder gar interessiert zu wirken, aber er brachte sich ein und war, in diesen Situationen, manches Mal sogar bereit unterschiedliche Meinungen auszudiskutieren. Immerhin wollte er einen guten Abschluss erzielen und einen Job machen, auf den er auch tatsächlich Lust hatte. Mit besseren Noten war das für gewöhnlich einfacher.
Kurz musste er ein wenig schmunzeln, als sein Mitschüler seinen eigenen Vorschlag zurückzog kaum, dass er ihn überhaupt geäußert hatte. Gus gehörte eindeutig zu jenen, die absolut kein Interesse daran hatten, sich in irgendeiner Form mit Paco anzulegen. Ein Umstand, der dem Mexikaner durchaus gefiel, immerhin bedeutete das nur, dass er alles richtig zu machen schien. Trotzdem war er gerade doch bereit, sich auf den Vorschlag des anderen einzulassen.
Einen Augenblick lang ließ er ihn dennoch zappeln, die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen, während er ihn musterte. „Was heißt hier meins ist besser? Das eine kann doch locker in das andere übergehen.“ Tatsächlich war er der Meinung, dass das Ganze eigentlich wirklich gut zusammenpasste. Sollte sie sich von ihrem Mann trennen, der sie nicht wertschätzte und ihrem Wunsch nach Emanzipation nachgehen, oder aber bei ihm bleiben, weil es eben auch gute Zeiten gab, weil es leichter war, die Ehefrau zu sein und einen Mann zu haben, der das Geld verdiente, statt sich selbst über Wasser halten zu müssen? Eigentlich eine wirklich interessante Debatte, wie er fand. Sehr feministisch. Allerdings war er wohl auch das, wenn er bedachte, wie viele starke Frauen er in seinem Leben hatte zu denen er – zur einen mehr, zu anderen weniger – aufblicken konnte. „Ich meine, das Dilemma gibt es heute doch auch noch oft genug. Dass man sich nicht von seinem Partner trennt, weil es so irgendwie einfacher ist und man sich die Dinge schönredet, obwohl sie’s nicht sind.“ Nicht, dass er damit Erfahrung hatte, aber man sah diese Dinge doch immer wieder an allen Ecken. Hauptsache war ja gerade auch viel eher, dass er durchaus bereit dazu war, ihrer beider Gedanken in irgendeiner Form zusammen zu bringen. War ja auch ne Partnerarbeit, da mussten sie wohl auch einfach als Team an die Sache dran gehen.
29.05.2023, 19:37
#8
Jenni

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Als jemand, der von seinem Vater regelmäßig gezüchtigt und von seinen Mitschülern gehänselt wurde, konnte ich wirklich sehr gut darauf verzichten noch mehr davon durch Paco in mein Leben zu holen. Grundsätzlich wäre es mir am liebsten gewesen, wenn der Andere bis zum Ende unserer Schulzeit einfach schlicht und ergreifend nie von meiner Existenz erfahren hätte. Ich war mir sicher, dass er bis heute sowieso nicht gewusst hatte, wer ich bin oder wie ich hieß. Jetzt saß er jedoch dummerweise in meinem Kinderzimmer, das ich mir mit meinem jüngeren Bruder teilte, und musste eine ganze Partnerarbeit mit mir überstehen. Wobei ich nicht mal recht sagen konnte, wer von uns beiden mehr unter der Situation litt. Er, weil er den Loser zugeteilt bekommen hatte oder ich, weil ich mit dem Schulschläger in einem Raum war. Entsprechend bereute ich schon, überhaupt irgendetwas gesagt zu haben, als ich spürte wie sich der Blick des Anderen auf mich legte und dieser nachzudenken schien. Verdammt, wenn er mich fertig machen wollte, sollte er es doch einfach jetzt direkt machen.

Doch Paco sah mich einfach nur an, so lange bis er schließlich beschloss, dass meine Ansicht gut mit seiner übereinstimmen konnte. Und haute einfach direkt danach ein Beispiel raus. Irritiert über diese Wendung sah ich ihn an und konnte es kaum glauben. Ich diskutierte hier ausgerechnet mit ihm über eine feministische Debatte. Kurz glitt mein Blick zur Tür und ich wog ab, ob ich diese schließen sollte. Mochte sein, dass ich keine Schläge von Paco bekam, wenn ich mich jedoch zu liberal äußerte, würde ich möglicherweise welche von meinem Vater kassieren. Noch während ich darüber nachdachte, tat mir Maël den Gefallen, den Kopf neugierig in die Tür zu stecken und wohl abzuschätzen, ob er in unser gemeinsames Zimmer kommen konnte. Sofort sprang ich auf und lief zur Tür. "Du kannst nicht rein kommen, wir müssen Hausaufgaben machen.", erklärte ich ihm und nickte Richtung Küche. "Geh zu Maman, die braucht sicher Hilfe in der Küche. Ansonsten müssen noch die Gesangsbücher entstaubt und eingeräumt werden.", wies ich meinen jüngeren Bruder an, der genervt seufzte, aber tat was ich ihm sagte. So war das eben, wenn man der Ältere war. Und damit hatte ich die perfekte Gelegenheit geschaffen, die Tür hinter ihm zu schließen. Jetzt, wo ich nicht mehr erwarten musste, von Paco verbrügelt zu werden. Zumindest nicht sehr akut.
"Dabei könnte sie erkennen, dass sie ohne ihren Mann besser dran ist. Sicherlich nicht finanziell, aber zumindest emotional. Ich meine, allein schon perspektivisch. Wenn er keine Kinder möchte, sie aber schon, fehlt es ja an den Grundpfeilern oder?"
22.07.2023, 15:39
#9
Anna

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Dass Auguste Sorge zu haben schien, jeden Augenblick Prügel von ihm zu bekommen, konnte Paco allein schon an seinem Gesicht ablesen. Ein bisschen tat der Andere ihm sogar leid und fast hätte er ihm sagen wollen, dass er rein gar nichts vor ihm zu befürchten hatte. Es war ja auch nicht so, als wäre der Mexikaner nicht dazu bereit eine ernsthafte, erwachsene Debatte zu führen – ganz im Gegenteil sogar. Der kleine Loser hatte ihm nie etwas getan und würde sich das vermutlich auch gar nicht trauen. Mehr als eine kleine Drohgebärde, weil er ihn doof ansah, hatte er von Paco also ohnehin nicht zu befürchten. Er hatte nichts gegen ihn und bezweifelte, dass Gus jemals den Mumm dazu gehabt hätte, ihm dumm zu kommen. Zwischen ihnen war also, zumindest von seiner Seite aus, alles cool. Nur, dass er ihm das eben nicht sagen konnte. Weil es an dem Ruf hätte rütteln können, den er sich über die Jahre zurecht geprügelt hatte. Ein Ruf, den er an der Schule eindeutig brauchte. Vielleicht – darauf hoffte er ein wenig – würde es nach seinem Abschluss anders werden. Dass er nicht mehr immer wütend sein und um sich schlagen musste. Je nachdem, welchen Weg er am Ende einschlagen konnte und wie es ihm dann in seinem Beruf erging.
Ein wenig musste er über das Gesicht, das da durch die Tür ins Zimmer lunzte schmunzeln. Erst recht, als sein Gastgeber besagtes Gesicht direkt abwimmelte. Mama in der Küche helfen – das war ja noch stink normal. Das kannte er gut von zuhause. Gesangsbücher entstauben? Eindeutig ziemlich… wow. Einfach wow. Dazu konnte er nicht einmal irgendetwas sagen. Außer, dass einem da wieder bewusstwurde, in was für einem Haushalt er sich da eigentlich gerade befand. Die Tür schloss sich hinter dem Jungen, der vermutlich Auguste’s jüngerer Bruder sein dürfte und schon ging es weiter mit unseren Hausaufgaben. Irgendwie konnte ich mir vorstellen, dass das, was er da gerade sagte, in einem Haus wie diesem auch nicht zwingend gern gehört wurde, was mir fast schon leid tat für jemanden, der sich dennoch in diese Gedankengänge hineinversetzen konnte. Sachte nickte ich auf seine Frage hin. „Da hast du Recht.“ Vermutlich war auch das heutzutage keine Seltenheit. Einer steckte für den anderen zurück, ganz egal in welche Richtung. Ob man damit glücklich wurde, war allerdings eine ganz andere Sache. „Ich kann mir vorstellen, dass da trotzdem eine gewisse Unentschlossenheit herrscht. Aus der Komfortzone auszubrechen ist nicht immer einfach. Oft fühlt sich das gemachte Nest gemütlicher an als unbekanntes Terrain – auch wenn das Nest mehr ein Käfig ist.“ Auf gewisse Weise kannte er das ja selbst. Es war einfacher dafür zu sorgen, dass alle Angst vor einem hatten und die, die sich trotzdem trauten ihm blöd zu kommen, kurzerhand zu verprügeln. Er wusste, dass das funktionierte. Diese Sachen anders klären oder einfach ignorieren? Auf gar keinen Fall. Wer wusste schon, ob es dann nicht doch wieder schlimmer wurde? Auch, wenn er vermutlich bessere Chancen auf ein besseres Leben gehabt hätte, wäre er in den letzten Jahren anders damit umgegangen. Noch war es, so hoffte er einfach, nicht zu spät den Sprung zu wagen. Nur eben nicht da, wo er sich jetzt befand.
03.09.2023, 13:33
#10




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